Die Nachricht vom 24. Februar 2022 schockierte: Russland hat einen Angriffskrieg auf die Ukraine gestartet.
Jeder war so wie ich entsetzt und ohnmächtig, traurig, aber auch erzürnt und stellte Fragen wie:
- Warum muss das sein?
- Was steht der Ukraine bevor, was Europa, was der Welt?
- Wer ist schuld?
- Wie werden EU, NATO und die USA reagieren, ist das der Beginn eines 3. Weltkriegs?
- Was kann oder muss getan werden, damit dieser Krieg beendet wird?
Gleichzeitig wurde mir aber auch immer bewusster: niemand, so auch ich nicht, kann das Weltgeschehen beeinflussen oder den Krieg verhindern. Was nützt ein Grübeln, Nachdenken oder Posten von netten, freundlichen oder ätzenden Kommentaren? Wie viele Unschuldige, vor allem Kinder, Frauen, Ältere und Schwache werden leiden, bluten, ihr Zuhause, ihre Existenz ihre Familien und Freunde oder ihr Leben verlieren, welches unvorstellbare Leid und welche ungeheuerliche Not wird kommen? Wäre es nicht besser, das unbeeinflussbare Weltgeschehen beiseite zu schieben und einfach die Ärmel aufzukrempeln und Hilfe für die Betroffenen zu organisieren, wenn ja, in welchem räumlichen Umfeld? Macht es nicht mehr Sinn, Hilfe zu initiieren statt zu jammern oder alle möglichen Kommentare abzugeben, damit wenigstens für ein paar Ukrainern/innen die ärgsten Nöte gelindert werden konnen oder gar das Leben gerettet werden kann, ein wenig Wärme in eine so eisige Zeit gebracht und signalisiert wird: „ihr werdet nicht allein gelassen“?

Gesagt (oder besser: gedacht) – getan. Ich entschloss mich, für den Bereich Leonding eine Hilforganisation zu initiieren, gestaltete ein Gruppenbild, richtete einen Text zurecht und erstellte am 24. Februar 2022 um 12:41 Uhr die facebook-Gruppe „Ukrainenhilfe Leonding“ mit folgender Info:
Wegen des russischen Angriffs hat der ukrainische Präsident das Kriegsrecht über die gesamte Ukraine verhängt. Millionen Flüchtlinge sind zu erwarten, sie haben oft keinen Besitz und keine Perspektive mehr und wissen nicht, ob oder wie sie überleben können. Aber am schwersten treffen Krise und Krieg Kinder, Frauen, Ältere und Schwache – bleibende Spuren wird ihr Leben für immer verändern.
Diese Gruppe wurde in Anbetracht der verheerenden Situation spontan mit dem Ziel gegründet, der betroffenen Bevölkerung im Rahmen der lokalen Möglichkeiten Hilfe anzubieten und zur Nachahmung anzuregen. Es handelt sich um den Versuch, eine ehrenamtliche Hilfsorganisation auf die Beine zu stellen, um vorerst kurzfristig einen Beitrag zur Linderung der ärgsten Nöte zu leisten.
Wir aus der Region können die Ukraine nicht retten, es aber durch Zusammenhalt schaffen, einen bescheidenen Beitrag zu einem würdevollen Menschsein / Leben zu leisten. Jede helfende Hand, jede kleine Geste ist wertvoll, wird geschätzt und kann Leben retten.
Die Gruppe wurde aus dem Nichts heraus gegründet und verfügt noch über keine Pläne, Hilfsgüter, Lagerräumlichkeiten, Transportmöglichkeiten, Hilfs- oder Flüchtlingsquartiere, personelle oder finanzielle Ressourcen u.v.m. Es werden aber alle, die einen Beitrag leisten können oder wollen, eingeladen, Ideen und persönliche, räumliche, finanzielle oder sonstige Möglichkeiten aufzuzeigen oder anzubieten oder darüber zu diskutieren.
Unerwünscht sind politische Äußerungen oder Schuldzuweisungen jeglicher Art.
Ich weiß schon – was ich damit beginne, ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Doch jeder einzelne Tropfen ist wichtig. Wenn es geschafft wird, zielgerecht zu helfen, Spender und Mithelfer zu finden, denen die Not der Menschen nicht gleichgültig ist, Helfer zu koordinieren, Hilfsbereite in anderen Gemeinden zu animieren, es in ihrem Umfeld ebenso zu machen, nachzumachen oder besser zu machen, kann in Summe aus vielen Tropfen Gutes entstehen, eine weitere Brücke zwischen Menschen genaut werden, denen es besser geht und die kein menschenwürdiges Leben führen können und nach einer Phase der Spaltung wieder Zusammenhalt wachsen.
Dr. Albin Walchshofer, Leonding